Ich durfte der lieben Tanja Konrad von HAUTsache g´sund für ein Interview zur Verfügung stehen. Tanja hat einen ebenso tollen Blog, auf dem sie Tipps und Tricks zur richtigen Hautpflege gibt. Sie ist Kosmetikerin, Ernährungstrainerin und Naturliebhaberin aus Tirol. Ihr Motto ist „Fühl‘ dich wohl in deiner Haut“.
Hier nun das vollständige Interview:
Akne. Mitesser, Pickel, eitrige, schmerzhafte Entzündungen, dicke Knoten unter der Haut, bleibende Narben im Gesicht, aber auch am ganzen Körper. Akne hat viele verschiedene Gesichter. Im Teenager-Alter wird sie als ’normal‘ angesehen, jedoch kann Akne auch schon im Kindesalter oder noch in den Wechseljahren daherkommen.
Für mein heutiges Interview konnte ich Alexandra Bretzke gewinnen. Sie kommt aus Berlin, ist ärztlich geprüfte Ernährungsberaterin, und hat auch eine ganz spannende HAUTgeschichte zu erzählen. Reinlesen lohnt sich!
HAUTnah! Alexandra Bretzke im Interview zum Thema Akne
Hallo Alexandra! Es freut mich sehr dass du mitmachst und dir die Zeit genommen hast, vielen Dank dafür. Du hast ja auch eine ganz spezielle HAUTgeschichte hinter dir, erzähl mal!
Danke für deine Einladung dazu! Mein Leidensweg begann mit 12 Jahren. Zuerst mit ein paar Pickelchen im Gesicht. Aus ein paar Pickeln wurden starke schmerzende Entzündungen im Gesicht, auf dem Rücken und auf der Brust. Ich begann mit allen möglichen Mitteln, die es in der Drogerie zu kaufen gab, meine Haut zu behandeln. Dies führte jedoch nicht zum gewünschten Erfolg. Meine Haut wurde immer schlechter, und so ging ich das erste Mal zum Hautarzt. Es begann eine Tortur mit allen möglichen Salben, Tabletten und Bestrahlungen. Zunächst brachte dies auch sichtlich eine Verbesserung, auch wenn meine Haut extrem irritiert und gereizt war.
Zu dieser Zeit litt ich ganz fürchterlich unter meiner Akne. Ich war traurig, und mein Selbstwertgefühl und meine Lebensqualität waren stark eingeschränkt. Ich bewunderte alle Mädchen mit wunderschöner glatter und strahlender Haut. Ich fing an, mich immer mehr zurückzuziehen. Es gibt aus dieser Zeit kein einziges Foto von mir, da ich immer versucht war, mich zu verstecken, damit niemand meine schlimme Haut sieht.
Mit 14 Jahren riet mir meine Hautärztin und Frauenärztin zur Pille für die Haut. Ich willigte ein, denn mir war mittlerweile jedes Mittel recht.
In diesem Alter macht man sich auch noch keine Gedanken über die Folgen eines unnatürlichen hormonellen Eingriffs in den weiblichen Zyklus. Hauptsache, die Pickel sind weg.
Meine Haut wurde tatsächlich besser, jedoch nie ganz pickelfrei. Ich benutzte daher weiter verschiedene Cremes, stark alkoholhaltiges Gesichtswasser und Salben für die Haut, wie zum Beispiel Benzoylperoxid. Dieses Mittel sollte mich für die nächsten Jahrzehnte begleiten. Es trocknete zwar extrem meine Haut aus, und bei den ersten Anwendungen hatte ich ein schmerzendes, knallrotes und geschwollenes Gesicht, aber es war auch hilfreich bei der Eindämmung der Pickel. Zusätzlich begann ich regelmäßig ins Solarium zu gehen und somit Pickeln vorzubeugen. Ich bin nie ohne Make-up aus dem Haus gegangen. Meine Haut hatte gar nicht die Möglichkeit, sich selbst zu heilen und zu regenerieren. Ständig war sie verschiedenen Chemiekeulen und zusätzlich starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Wenn ich heute darüber nachdenke, was ich über Jahrzehnte meiner Haut und meinem Körper angetan habe, bin ich wirklich entsetzt.
Mit 30 Jahren bekam ich auf einmal richtige Beulen, also nicht kleine Pickel, sondern wirklich große schmerzhafte Abszesse. Ein paar Jahre später bekam ich die Diagnose, dass ich Akne Inversa habe.
Akne wie? Ich verstand gar nichts mehr. Was sollte das? Ich war geschockt. Pickel im Gesicht kannte ich ja, aber was war denn nun Akne Inversa? Ich fing an im Internet nach dieser Krankheit zu suchen. Ich werde diesen Moment der Ohnmacht und die Bilder nicht vergessen.
In dieser Zeit bekam ich auch noch periorale Dermatitis, auch Stewardessenkrankheit genannt, Psoriasis – Schuppenflechte und das Raynaud Syndrom.
Ich litt furchtbar in dieser Zeit, ich konnte schlecht schlafen und hatte jeden Tag Angst eine neue Beule zu ertasten.
Akne Inversa ist ja schon eine schwere Form der Akne mit oft eitrigen und schmerzhaften Entzündungen. Was denkst du woher deine Akne kam?
Es gibt verschiedene Gründe für Akne. Jede Art von Hautunreinheit dient als Signal. Wichtig ist, herauszufinden, woher die Akne stammt und wodurch sie ausgelöst wird. Bei mir waren es verschiedene Faktoren, wie zu viel Stress im Beruf und privat, zu wenig Schlaf, Rauchen, falsche und zu aggressive Hautpflegeprodukte, zu wenig Bewegung und ein großer Faktor war bei mir die Ernährung.
Mittlerweile hast du eine tolle, aknefreie Haut. Was hat dir geholfen?
Ich bat meinen Arzt um Rat und das Einzige, was er mir sagen konnte war, dass Akne Inversa unheilbar ist und die Abszesse immer rausgeschnitten werden müssen. Ich war so hilflos und fühlte mich der Krankheit so ausgeliefert.
Da mir weder irgendwelche Salben, Tabletten oder Ähnliches halfen, entschied ich mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht aufzugeben. Ich fing an, im Internet zu recherchieren und dabei stieß ich immer wieder darauf, dass Ernährung und Lebensstil eine große Rolle bei der Entstehung der Akne spielen sollen.
Ich startete also mein Experiment und änderte meine Ernährung, hörte auf zu rauchen, trank keinen Alkohol mehr, nahm keine Medikamente und benutzte nur noch Naturkosmetik. Und da ich schon mal beim Aufräumen war, trennte ich mich gleich noch von meiner ungesunden Beziehung.
Und was soll ich sagen, mir ging es so gut wie noch nie!
Meine Hautkrankheiten verschwanden, ich konnte endlich wieder schlafen und hatte so viel Elan wie ein Kind.
Ich war von dem Thema Ernährung und ihre Wirkung auf unseren Körper jedenfalls so gefesselt, dass ich es ganz genau wissen wollte. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin mit dem Schwerpunkt Vitalkost. Diese Ausbildung öffnete mir erst recht die Augen, wie toll unser Körper funktioniert.
Denkst du dass es eine Anti-Akne-Ernährung gibt die allen hilft?
Aus eigener Erfahrung und aufgrund meiner Ausbildung kann ich Dir versichern, dass die Ernährung sehr wohl eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer reinen Haut und zu einem gesunden Körper spielt. Wir müssen unseren Körper mit dem richtigen Brennstoff versorgen. Du kennst sicherlich den Spruch: „Du bist, was du isst“? Und das macht es auch ziemlich deutlich. Nur wenn Du frische Lebensmittel zu Dir nimmst, kannst Du Dir sicher sein, dass Dein Körper die Nahrung bekommt, die er braucht und von Natur aus verwerten kann. Ich sag es mal so deutlich: Wenn Du nur Pizza und Burger isst, dann wirst Du auch zu einer Pizza.
Welches Ernährungskonzept zu einem passt, kann man nur selbst herausfinden. Jeder Mensch hat einen anderen Hintergrund, einen anderen Lebensstil und andere Anforderungen an den Alltag.
Es gibt bestimmte Lebensmittel, die sich tatsächlich, und da sind sich die meisten mittlerweile einig, schlecht auf das Hautbild auswirken.
Zu den Nahrungsmitteln, die entzündungsfördernd sind und bei unreiner Haut gemieden werden sollten gehören:
- alle Milchprodukte wie Milch, Joghurt, Käse und Quark
- alle Weißmehlprodukte wie Brötchen, Nudeln und Pizza
- Zucker in jeder Form, Süßstoffe
- Fleisch
Jetzt fragst Du Dich sicherlich, was Du denn nun idealerweise essen solltest. Grundsätzlich so naturbelassen wie möglich, d.h. zunächst solltest Du Lebensmittel bevorzugen, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Ballaststoffen und Enzymen sind, da diese die Haut mit wichtigen Nährstoffen versorgen. Besonders geeignet sind rohe, unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel, wie Obst, Gemüse, Nüsse, Samen, Kerne, Sprossen, und Kräuter. Auch die sogenannten Pseudogetreide, wie Quinoa, Amaranth, Hirse und Buchweizen sind bestens für Dich geeignet.
Mit natürlichen pflanzlichen Lebensmitteln hat man die besten Aussichten auf eine reine, strahlende Haut und einen vitalen Körper. Tierische Proteine, chemische Nahrungszusätze und riesige Kohlenhydratkomplexe aus Mehl und damit aus Backwaren können weder zur Gänze verdaut werden, noch als optimaler Treibstoff für die Zellen fungieren.
Was empfiehlst du meinen Lesern die unter Akne leiden?
Akne. Ich finde dieses Wort ganz furchtbar. Dieses Wort löst bei mir Pickel aus. Nein, Spaß beiseite. Für mich war dies der Oberbegriff für die kleinen Pickelmonster, die ich so gehasst habe. Diese Pickelmonster sind jedoch nicht böse und man muss sie als Warnsignale unseres Körpers verstehen. In unserem Organismus läuft etwas falsch und die Pickelmonster dienen als Nachrichtenbote. Unser Körper versucht verzweifelt, uns etwas mitzuteilen.Er warnt uns, dass wir uns in einem unausgeglichenen Zustand befinden, dass wir durch Giftstoffe und hormonelle Dysbalance in Gefahr sind und wenn wir nichts unternehmen, chronische Krankheiten bekommen können. In Gefahr klingt für Dich wahrscheinlich übertrieben, und Du fragst Dich sicherlich, warum nicht alle Pickel bekommen? Du kennst viele Leute, die rauchen, fettige und süße Sachen essen, Alkohol trinken und keinen einzigen Pickel haben. Nun, es ist so. Jeder Körper reagiert unterschiedlich.
Bei demjenigen, der unter Akne leidet werden die Toxine über die Haut ausgeschieden, und er bekommt unreine Haut. Bei den anderen werden die Giftstoffe auch ausgeschieden oder eingelagert. Sie haben dann andere Probleme, sie fühlen sich schlapp, energielos und müde. Oder sie bekommen zum Beispiel Übergewicht, Gelenkprobleme, chronische Verstopfung, Cellulite, Kopfschmerzen, Herz-und Gefäßkrankheiten, Kreislaufprobleme, Diabetes, Allergien, Bluthochdruck und ähnliches. Jedes Problem ist immer eine klare Botschaft Deines Körpers, dass ihm etwas nicht gefällt und Du handeln solltest.
Ich empfehle sich um folgende Bereiche zu kümmern:
- Ernährung
- Entgiftung und Reinigung von innen
- Reinigung und Pflege von außen
- Lebensstil
- Seelenheil
Die Ernährung spielt dabei eine der wichtigsten Rollen auf dem Weg zu reiner Haut. Mit den richtigen Lebensmitteln kannst Du Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden so stark verändern, dass dies schon ausreichen kann, um sich von den Pickeln zu befreien.
Mich als Kosmetikerin interessiert natürlich auch noch: Wie pflegst du deine Haut von aussen? Welche Produkte verwendest du?
Was die Reinigung und Pflege von außen betrifft, so halte ich mich größtenteils an die Devise, dass ich mir nur das auf die Haut schmiere, was ich auch essen würde. Die Liste der Inhaltsstoffe von konventionellen Hautpflegeprodukten ist oft sehr lang und häufig wissen wir gar nicht, was sich hinter den Bezeichnungen verbirgt. Viele Produkte enthalten chemische Bleich- und Bindemittel oder synthetische Duft- und Farbverstärker. Des Weiteren sind oft Parabene, PEGs, synthetischen Konservierungsstoffe, Sulfate, Silikone und synthetische Lösungsmittel enthalten. Bedenke bitte, dass diese zum Teil bedenklichen Stoffe über Deine Haut in das Innere Deines Körpers gelangen und dort auf vielfältige Weise Schaden anrichten können. Die ganzen Cremes, Tabletten und Co. sind nur Symptombehandlungen und behandeln nicht den Kern der Ursache. Ich bin der Überzeugung, dass schöne Haut von innen kommt.
Weniger ist hier mehr. Am besten ist für mich eine Reinigung nur mit klarem Wasser und ohne Creme oder Make-up. Ich verwende in meiner täglichen Pflegeroutine Natron, grüne Mineralerde, Apfelessig, Rosenwasser, Zitronen, Aloe Vera und teilweise noch reine Naturkosmetik.
Du hast ja auch eine ganz tolle Seite, was möchtest du mit deiner Arbeit erreichen?
Als ärztlich geprüfte Ernährungsberaterin habe ich mich intensiv damit beschäftigt, welche Auswirkungen unsere Lebensmittel und unsere Gewohnheiten auf unsere Gesundheit haben. Ich betrachte dabei die Gesundheit als großes Ganzes und als ein Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele.
Meine Vision ist es, Frauen, die unter unreiner Haut leiden, zu helfen und zu inspirieren ihren Leidensweg zu verkürzen und endlich ein strahlendes, frisches und vor allem reines Hautbild zu erlangen.
Noch eine letzte, abschließende Frage: Wie definierst du Schönheit? Was macht für dich einen schönen Menschen aus?
Das Bild, das jeder Einzelne von sich selbst und seinem Körper hat, leidet erheblich, wenn man Akne hat. Damit sinken auch Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Man denkt ständig an sein Gesicht und die Pickel. Das Selbstvertrauen leidet vor allem dann, wenn es um Partnerschaft, Liebe, Karriere, Freundschaften und das Kennenlernen von neuen Leuten geht.
Oft vergleichen wir uns mit anderen und sehen nur ihre tolle Haut oder Figur, damit tun wir uns und unserem Selbstwertgefühl keinen Gefallen. Das Aussehen ist nur ein sehr kleiner Teil unseres Ichs.
Ein gesundes und stabiles Selbstwertgefühl kommt von innen heraus. Die Basis dafür heißt Selbstliebe! Ich muss mich selbst mögen, erst dann können mich auch andere lieben. Andere Menschen lieben uns nicht, nur weil wir super Leistung bringen und gut aussehen. Uns machen ja zum Glück noch andere Eigenschaften aus. Ein schöner Mensch ist für mich von innen schön!
Vielen Dank für das Interview!
Du willst mehr über Tanja und ihre Arbeit erfahren?
Hier geht’s zu ihrer Website: www.hautsache-gsund.at
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